Zum Abschluss ihres über fünf Jahrzehnte dauernden, gleichermaßen beeindruckenden wie auch vielfältigen Flugbetriebs demonstrierten die beiden aufgrund ihrer Sonderlackierung als „Retro King“ und „Goodbye King“ bezeichneten Exemplare dieses legendären Hubschraubers jedoch ein letztes Mal ihre Leistungsfähigkeit.
Abschied vom Sea King der Marineflieger
Im April 1973 begann die Auslieferung der ersten bei Westland Helicopters im britischen Yeovil als Westland Sea King Mk.41 in Lizenz produzierten Sikorsky S-61 Mehrzweckhubschrauber an die Bundeswehr, die im September 1974 abgeschlossen war. Die Westland Sea King Mk.41 ist die germanisierte Version des für die Royal Air Force produzierten Westland Sea King HAR.3 SAR-Hubschraubers.
Die ersten beiden Hubschrauber trafen am 20. März 1974 im Marinefliegergeschwader 5 in Kiel-Holtenau ein, wo sie zunächst schrittweise parallel zur Sikorsky H-34G den Flugbetrieb aufnahmen. Ab 1. April 1975 übernahmen sie dann mit Außerdienststellung der H-34G den uneingeschränkten SAR-Betrieb. Der Sea King entwickelte sich schnell zum Arbeitstier der Marineflieger. Neben den Such- und Rettungseinsätzen wurde er im Laufe seiner Nutzung unter anderem auch für Transportaufgaben, der Verbringung von Spezialkräften der Marine und als Bordhubschrauber der Einsatzgruppenversorger eingesetzt. Darüber hinaus sollte er als weiteren Auftrag die luftgestützte Bekämpfung von Seezielen übernehmen.
Bewaffnet mit Sea Skua-Lenkflugkörper
So erfolgte beginnend ab Anfang der 80er Jahre im Rahmen der Kampfwertsteigerung die Erprobung und anschließende Einrüstung des Antischiff-Flugkörpers Sea Skua. Das verwendete Radargerät Seaspray Mk.3 mit 360-Grad-Abtastung ermöglichte dank verbesserter Auflösung Einsätze bei Nacht und schlechter Witterung. Aufgrund seiner Zuverlässigkeit und Vielseitigkeit wurde der Sea King daher nicht nur im Inland geflogen. So unterstützten Sea Kings 1991 nach Ende des ersten Irakkrieges von Bahrain aus die Arbeit von UN-Waffeninspektoren, kamen im Rahmen von UNIFIL vor dem Libanon sowie während der Operation „Enduring Freedom“ am Horn von Afrika zum Einsatz, oder leisteten nach der Tsunami-Katastrophe in Indonesien wertvolle Hilfe.
In den letzten Monaten vor Erreichen des Nutzungsdauerendes flogen die letzten acht flugfähigen Sea Kings Missionen über der Nord- und Ostsee. Am 15. August beendete der Sea King dann nach Landung des „Retro Kings“ (89+63) in Nordholz die letzte SAR-Bereitschaft und war somit von allen Aufträgen entbunden. „Unsere Sea King Mk.41 waren bei ihrer Einführung technologisch ihrer Zeit weit voraus und haben bis heute – also in mehr als 50 Jahren im Dienst der Deutschen Marine – regelmäßig durch ihre Zuverlässigkeit, Robustheit und herausragende Fähigkeiten in zahlreichen nationalen und internationalen Missionen und zuletzt vor allem in Such- und Rettungseinsätzen überzeugt“, stellt Kapitän zur See Carsten Holtgreve, Kommodore des MFG 5, anlässlich der Außerdienststellung seiner „Seekönige“ denn auch abschließend fest.
„Flugbetrieb Sea King Mk.41 beendet“
So lautet die knappe Meldung des Kommodore MFG 5 an den Kommandeur des Marinefliegerkommandos, Kapitän zur See Broder Nielsen, nachdem die beiden sonderlackierten Hubschrauber gelandet, die Triebwerke heruntergefahren und die Rotoren zum Stillstand gekommen waren. Während der 50-jährigen Dienstzeit flogen insgesamt 349 Besatzungsangehörige auf dem Sea King Mk.41, davon 199 Piloten, 88 Luftoperationsoffiziere und 62 Bordmechaniker. Im SAR-Dienst führten die Besatzungen mit den Sea Kings der Deutschen Marine insgesamt 14.645 Such-, Rettungs- und Noteinsätze durch und retteten mehr als 4.000 Menschen aus Notsituationen. Wenngleich der Sea King im deutschen Luftraum nun Geschichte ist, andernorts wird er weiterhin seine Fähigkeiten unter Beweis stellen.
Einsatz in der Ukraine
Am 23. Januar dieses Jahres verkündete Verteidigungsminister Boris Pistorius bei der 18. Sitzung der Ukraine Defence Contact Group die Lieferung von Hubschraubern an die Ukraine. „2024 wird Deutschland die Unterstützung für die Ukraine weiter verstärken und zwar mit sechs Mehrzweckhubschrauber Sea King Mk.41 aus Bundeswehrbeständen. Die Lieferung umfasst ein umfangreiches Zubehör- und Ersatzteilpaket sowie eine fliegerische und technische Ausbildungsunterstützung. Die Abgabe ist ab dem zweiten Quartal 2024 möglich“, teilte das Bundesministerium der Verteidigung dazu mit. „Der Sea King ist ein bewährter und robuster Hubschrauber, der den Ukrainern in vielen Bereichen helfen wird: bei der Aufklärung über dem Schwarzen Meer bis hin zum Transport von Soldaten“, erklärte Pistorius zum damaligen Zeitpunkt. Zu den sechs zur Abgabe bestimmten Maschinen zählt auch die 89+58, die erst im Februar ihre derzeitige Sonderlackierung erhielt. Vor ihrer Abgabe in den nächsten Tagen soll sie jedoch wieder einen Tarnanstrich bekommen.
Carsten Vennemann
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Dann abonnieren Sie doch unseren Newsletter!
Liken Sie uns auf Facebook
Schon gelesen?
Ein Kommentar
Die Außerdienstellung ist nachvollziehbar aber diese richtig guten Hubschrauber zum zerknallen in die Ukraine zu schicken bricht mir ein Stück weit das Herz. Was wollen die damit ganz ehrlich ich stell mir lieber eine in den Garten